Die Geschichte der ÖGAP (scroll down to English version)
Alles begann 1979 als fünf von C.G. Jung inspirierte Personen sich dazu entschieden sich regelmäßig zu treffen, um sich über ihr gemeinsames Interesse der Analytischen Psychologie auszutauschen. Aus dieser Gruppe entstand die Arbeitsgruppe für Analytische Psychologie in Österreich, die 1980 den gleichnamigen offiziellen Verein gründete. Dieser bedeutsame Schritt in der Geschichte der ÖGAP legte den Grundstein dafür, dass der Vereien ein psychotherapeutisches Fachspezifikum werden konnte.
In den frühen 1980er Jahren wurde seitens des Vereins zum ersten Mal ein Schritt in internationale Gefilde unternommen, da der Kongress Analytische Psychologie „Eros und Macht“ organisiert wurde.
Die Arbeitsgruppe wurde 1983 von der IAAP aufgenommen und benannte sich dann in Österreichische Gesellschaft für Analytische Psychologie um. Damals hatte die ÖGAP vierzehn Mitglieder, die ihre Qualifikationen als Analytiker:innen in Kooperation mit deutschen und schweizer Kolleg:innen erhielten.
1985 startete dann die erste Ausbildung für Analytische Psychologie in Österreich.
Die ÖGAP hatte eine aktive Rolle in der Entwicklung der österreichischen Psychotherapielandschaft. So wurde am Gesetzesentwurf des Psychotherapiegesetzes 1991 mitgewirkt, in welchem Rahmenbedingungen für die psychotherapeutische Tätigkeit, Ausbildung und ethische Standards beinhaltet sind.
Da nun die Ausbildung zum:zur Psychotherapeut:in reguliert war, musste die ÖGAP den komplexen und umfangreichen Prozess zur Anerkennung als Fachspezifikum durchschreiten, was einen hohen Aufwand für die Vereinsmitglieder bedeutete, da alle notwendigen Schritte im Anerkennungsprocedere von ehrenamtlichen Mitgliedern organisiert wurden.
In den frühen 1990er Jahren hatte die ÖGAP dreißig Mitglieder, bestehend aus Ausbildungskandidat:innen und fertigen Analytiker:innen. Nach der Anerkennung als Fachspezifikum stieg die Anzahlt der Mitglieder 1999 auf 82 Personen an, was damals den Höhepunkt an Mitgliedern bedeutete.
Eine Vielzahl an Seminaren, Themenabenden und Fortbildungen wurden rund um die Analytische Psychologie organisiert. Um eine Vielfalt zu ermöglichen und verschiedene Zugänge zu Theorien der Analytischen Psychologie zu ermöglichen, wurde mit verschiedensten psychotherapeutischen Schulen kooperiert. Internationale Gäste wie Verena Kast, Mario Jacoby oder Ingrid Riedel wurden für Vorträge eingeladen.
Es gab aber auch Kooperationen mit anderen Professionen wie Opernsänger:innen, Maler:innen oder Schriftsteller:innen, um den Horizont der Teilnehmer:innen zu erweitern und die Diskussionen über C.G.Jungs Theorien anzureichern.
Abgesehen davon war die ÖGAP auch in der Organisation und Etablierung einer Berufsvertretung für Psychotherapeut:innen, den heutigen ÖBVP, involviert. Der ÖBVP ist eine bedeutsame Einrichtung für die Vertretung der Anliegen österreichischer Psychotherapeut:innen.
Zusätzlich hat die ÖGAP auch einen Sitz im Psychotherapiebeirat inne, der das zuständige Bundesministerium in psychotherapeutischen Fragestellungen berät.
Überblick über weitere Aktivitäten
2007 erschien das erste C.G. Jung Journal, zuerst in Papierform, später als eJournal. Mittlerweile wurden zehn Ausgaben veröffentlicht.
Die Drei- Ländertagung, eine Konferenz in Kooperation mit deutschen und schweizer Gesellschaften der Analytischen Psychologie wurde 1984 erstmals organisiert. 2005 und 2014 wurden diese ebenfalls in Österreich abgehalten. Das Thema der letzten Tagung war „1914-2014 – Im Wandel: Analytische Psychologie zwischen Gestern, Heute und Morgen“.
Mehrere nationale C.G. Jung Symposia wurden abgehalten, das Erste 2015 mit dem Thema “Träume – Mysteriöser Schlüssel zum Unbewussten“. 2017 und 2018 folgten “Identität und Integration zwischen Psychologie, Ideologie und Realität” und “Märchen und Mythen – gestern, heute, morgen“ Leider fiel das letzte geplante Symposium 2020 der Coronapandemie zum Opfer.
Vor der Pandemie im Jahr 2019 wurde in Wien der IAAP Weltkongress abgehalten, bei dem die ÖGAP die Organisation unterstützte und zahlreiche Analytiker:innen aus der ganzen Welt willkommen heißen durfte. Es war eine große Ehre an diesem beeindruckenden Event mitarbeiten zu dürfen.
Einmal im Jahr finden die Analytiker:innentage statt, bei denen sich fertig ausgebildete Mitglieder der ÖGAP zum Austausch und zur Diskussion treffen.
Es kann wirklich gesagt werden, dass die Mitglieder der ÖGAP immer sehr engagiert waren und ihre Leidenschaft zur Auseinandersetzung mit den Theorien der Analytischen Psychologie aus verschiedenen Blickpunkten beleuchten und sich gleichzeitig aktiv in die Gestaltung der österreichischen Psychotherapielandschaft einbringen.
An dieser Stelle muss nochmals betont werden, dass alle Aktivitäten und die gesamte Ausbildung von ehrenamtlichen Mitgliedern und einer Teilzeit-Office-Koordinatorin gestemmt werden. Das zeigt das hohe Engagement der Mitglieder.
Aktuelle Situation:
2024 gibt es in Österreich 23 verschiedene anerkannte Psychotherapieschulen, die verschiedene Fachspezifika anbieten. In keinem anderen Land der EU sind soviele verschiedene Schulen anerkannt und zugelassen.
Das Positive daran ist, dass Österreicher:innen die Möglichkeit haben, die für sie angemessene professionelle Hilfe finden zu können. Nicht an einen Weg gebunden zu sein und die passende Unterstützung zu finden, um sich mit der eigenen psychischen Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen, ist ein sehr jungianischer Zugang, um der Seele und Psyche zu begegnen.
Für die ÖGAP bedeutet diese Vielfalt einerseits natürlich Konkurrenz, andererseits sind dadurch Kooperationen möglich, die verschiedene Zugänge und Blickwinkel zu psychischer Gesundheit, der Seele und dem Unbewussten eröffnen.
So besteht derzeit eine Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität in Wien, die ein Masterstudium mit psychoanalytischen und psychodynamischen Methoden anbietet. Eine andere Kooperation besteht mit der Sigmund-Freud-Universität im Studiengang Psychotherapiewissenschaften.
Eine weitere Besonderheit in Bezug auf die Psychotherapieausbildung in Österreich ist, dass jede:r Mensch der:die die persönliche Eignung mitbringt, Psychotherapeut:in werden kann. Das bedeutet, dass Analytiker:innen verschiedenste Erfahrungen und Lebenswege mitbringen und so eine Vielfalt an Zugängen zur Psyche und Seele ermöglichen. Die ÖGAP hat hierfür ein umfassendes Procedere entwickelt, um geeignete Kandidat:innen aufzunehmen. Auch während der Ausbildung finden immer wieder Überprüfungen der Kandidat:innen statt, um ein hohes Qualitätslevel der angehenden Psychotherapeut:innen zu gewährleisten.
Nach wie vor sind manche der Gründer:innen und langjährige Mitglieder im Verein tätig. Sie arbeiten als Lehranalytiker:innen, Supervisor:innen und in der Lehre, um die Werte und Konzepte der Analytischen Psychologie weiterzugeben und ihr umfassendes Wissen und ihre Expertise zur Verfügung zu stellen.
2024 hat die ÖGAP 114 Mitglieder, 46 davon Ausbildungskandidat:innen, 68 ausgebildete Analytiker:innen von denen 21 Lehrtherapeut:innen sind. Der Vorstand besteht aus vier Analytiker:innen, die ehrenamtlich tätig sind, genauso wie acht Mitglieder im Ausbildungskomitee, das die gesamte Ausbildung organisiert und auf die Qualitätssicherung achtet. Eine Teilzeit-Office-Koordinatorin steht den beiden Gremien als wichtige Unterstützung zur Seite.
Einige weitere ehrenamtliche Helfer:innen arbeiten in verschiedenen Aufgaben, um den täglichen Betrieb der ÖGAP zu ermöglichen und aufrecht zu erhalten.
Es ist sicherlich nicht überraschend, dass die Coronapandemie eine große Herausforderung für alle Beteiligten gewesen ist. Es wurde unzählige Stunden daran gearbeitet den Lehrbetrieb innerhalb kürzester Zeit wieder aufzunehmen und Lösungen für alle Fragestellungen, die diese Zeit mit sich brachte, zu finden. Dass diese Krise bewältigt werden konnte, ist nur dem umfassenden Engagement der Gremienmitglieder zu verdanken ohne die eine Aufrechterhaltung des Betriebes nicht möglich gewesen wäre.
Das gemeinsame Ziel, C.G. Jungs Erbe zu erhalten und das Wissen an zukünftige Analytiker:innen weiterzugeben und in weiterer Folge auch eine Behandlung nach dieser Methode für Patient:innen zugänglich zu machen, war hierfür eine wichtige Motivation.
Die Folgen der Pandemie sind auch an der ÖGAP nicht spurlos vorübergegangen und manche Nachwirkungen sind heute noch zu spüren.
Eine weitere Herausforderung, die für die ÖGAP ins Haus steht, ist das neue Psychotherapiegesetz und die damit veränderten Rahmenbedingungen für die Ausbildung von angehenden Psychotherapeut:innen. Das Gesetz verlangt, sofern es in der vorliegenden Form umgesetzt wird, eine völlig neue Organisation der Ausbildung und eine Abwandlung des kompletten Curriculums, da die Psychotherapieausbildung an den Bologna-Prozess angepasst werden soll.
Strukturen und Organisationssysteme müssen ebenso an die neuen Anforderungen angepasst werden.
Obwohl das sicherlich ein großes Arbeitspensum mit sich bringt und wir nach wie vor mit den Konsequenzen der Coronapandemie umgehen müssen, blicken wir optimistisch in die Zukunft. Das Erbe von C.G. Jung weiterhin zugänglich zu machen ist das gemeinsame Ziel der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen in der ÖGAP und dieser Wunsch wird uns auch diese Herausforderung bewältigen lassen.
Beitrag aus dem IAAP News Bulletin No.25, Februar 2024, Autorin Anna Oberleitner, BA, MA (stv. Vorsitzende der ÖGAP)
Eindrücke aus unsrem Institut in Wien / Impressions of our institute in Vienna:
Analytikertage 2023 anlässlich unseres 40-Jahre-Jubiläums /
Analysts´ Days 2023 at which we celebrated our 40th anniversary:
The history of the ÖGAP:
It all started in 1979, when five people inspired by C.G. Jung decided to meet up periodically to indulge in their shared interest in analytical psychology. Eventually, the Working Group for Analytical Psychology grew out of these informal meetings and in 1980, the founders had their association officially registered in the Austrian government’s database. This was an important step forward, since the registration is mandatory for every future training facility.
In the early 1980s, the members of the emergent association tested international waters for the first time, organising the analytical psychology congress “Eros und Macht” (Eros and power). The Working Group was admitted to the IAAP in 1983, at which point they changed their name to ÖGAP: Österreichische Gesellschaft für Analytische Psychologie (Austrian Association for Analytical Psychology). In those days, the Association had fourteen members who acquired their qualifications as analysts in cooperation with German and Swiss colleagues. Training and teaching in Austria started in 1985.
The ÖGAP played an active part in the development of the Austrian psychotherapeutic landscape. One important milestone was the passing of the Austrian Psychotherapy Act in 1991, which regulates psychotherapeutic work in general, as well as education and ethic guidelines. Members of the ÖGAP were involved in the process, contributing to the guidelines and the law itself.
Since the training of young analysts had now become regulated, the ÖGAP, along with other psychotherapeutic training facilities, had to undergo the new complicated and extensive accreditation process. Becoming an official training facility was a special challenge and then landmark event for the ÖGAP, considering all the members involved in the admission process were volunteers. In the early nineties, the ÖGAP had thirty members, including students and analysts. After accreditation, membership rates rose to a first peak in 1999, counting 82 students and graduated analysts.
ÖGAP members have always been very active in organising courses, panel discussions and other events about a wide array of topics related to analytical psychology, cooperating with other psychotherapeutic schools and learning facilities. Many events featured renowned international guests, such as Verena Kast, Mario Jacoby or Ingrid Riedel. In some cases, guests from other professions, such as opera singers, painters and writers, expanded the participants’ horizons and enriched the discussion about C.G. Jung´s theories.
Apart from these events and training aspiring analysts, the ÖGAP was involved in the foundation of one of the professional representations of Austrian psychotherapists (ÖBVP), which is an important advocate for its members. ÖGAP, along with other Austrian training facilities, is also part of the federal ministry’s advisory board responsible for psychotherapeutic matters.
Overview of further activities:
In 2007, the first C.G. Jung Journal was published, at first in paper, later as an electronic journal. Ten editions have been released so far.
The Dreiländertagung (three countries’ conference), a conference organised in cooperation by Jungian associations in the German-speaking countries Germany, Switzerland and Austria, was held for the first time successfully in 1984 and followed up in 2005 and 2014. The most recent one’s theme was “1914-2014 in Transition: Analytical Psychology – between Yesterday, Today and Tomorrow”.
Several C.G. Jung Symposia took place in Austria, starting with “Dreams – Mysterious Key to the Unconscious” in 2015. 2017 and 2018 saw “Identity and Integration between Psychology, Ideology and Reality” and “Fairy Tales and Myths Yesterday, Today, Tomorrow” respectively. Unfortunately, the 2020 edition fell victim to the Covid19 pandemic.
Just before the pandemic in 2019, the IAAP World Congress was hosted in Vienna. It was a great honour for the ÖGAP to support the organisation of this large event for analysts from all over the world.
Once a year, ÖGAP graduate members meet up at the “Analytikertage” (analysts’ days) to enjoy two days of lectures and discussions.
All in all, it is evident that, among ÖGAP members, there is, and always has been, a passion for exploring the theories of analytical psychology with different focus points and for actively taking part in the Austrian psychotherapeutic landscape.
It should be noted here, that all the events, as well as the training and curricula, are organised by volunteers and one part-time office employee. This shows the commitment of ÖGAP members, who put in huge amounts of work in their free time.
Current situation:
As of 2024, there are 23 different registered psychotherapeutic schools offering psychotherapeutic education in the country, which is an Austrian peculiarity.
On a positive note, this implies, that Austrians, who are looking for professional help, have a wide variety of philosophies to choose. Not being constricted to one path, but being able to find the best-fitting way to approach one’s mental health and personality-related topics, resemble, in a way, a Jungian perspective on encountering soul and psyche.
For the ÖGAP, on the one hand, this means competition, but on the other hand a plethora of possible collaborations and enriching encounters with different views of mental health, the soul, or the unconscious.
The ÖGAP maintains an ongoing collaboration with the Medical University of Vienna, which offers a psychotherapy master’s programme with a focus on psychoanalytical and psychodynamic methods. Another partner is the Sigmund Freud Private University in Vienna, where students can get their degree in psychotherapeutic sciences.
Austria is somewhat unique on the psychotherapeutic playing field, as everybody who is on a personal level suitable for the profession may become a therapist. In effect, there is a big variety of people with different life paths who have made their way to becoming an analytical psychologist. The ÖGAP thoroughly screens applicants for suitability and analysts in training are regularly examined to ensure a high level of professionalism.
Several of the founders and early members of the ÖGAP are still a part of the organisation today. They work as training analysts, supervisors and teachers of the methods, values and conceptions of man of analytical psychology, providing the extensive knowledge and expertise they have accumulated over the years.
As of 2024, the ÖGAP counts 114 members, 46 of which are students and 68 are graduate analysts. 21 of the latter are certified training analysts. The association’s management is composed of four graduate analysts who work on a voluntary basis, as do the seven members of the education committee, which provides the structure of the training programme and the quality management. It is also responsible for examinations and any other task related to education. One part-time office employee is responsible for day-to-day organisation. A number of graduated analysts and training analysts volunteer and offer their support in various projects.
Unsurprisingly, the Corona pandemic posed a big challenge for the whole team to find ways for classes to proceed and make graduation possible. Countless hours were spent on concepts and discussions trying to find solutions in this special situation. Tackling and finally managing the crisis would not have been possible if there had not been so many members whose commitment and dedication ensured the continuation of training and the association itself. They were all motivated by the common goal to carry on C.G. Jung’s heritage and provide a way to spread his knowledge to future analysts and, in the end, to make it possible for patients to benefit of his way of treatment. It has since become evident, that their efforts have not been in vain, even though some after-effects of the pandemic are still noticeable.
One upcoming challenge is the revision of the Austrian Psychotherapy Act, which includes not only new requirements for therapeutic work per se, but also new guidelines for the education and training of future therapists. Parts thereof will have to be offered at public universities in the form of programmes conforming to the Bologna Process. Because of this change the current curricula of the ÖGAP will have to be adapted. Furthermore, the ÖGAP will have to adjust its structures and management system according to the new legal requirements.
Even though these changes imply a substantial amount of hard work for the volunteers in a situation where the consequences of the Covid pandemic have not been completely mitigated yet, we at ÖGAP are looking towards the future optimistically, united in the desire to carry on the heritage of C.G. Jung.
Article published at IAAP News Bulletin No.25, Februar 2024, author Anna Oberleitner, BA, MA (deputy board of ÖGAP)